„Ein Sommer wie er früher einmal war?“ In Gedanken höre ich Rudi Carell singen und summe ein bisschen mit. Ich sitze auf meine Terrasse. Das mache ich gerade recht viel, ich habe Urlaub. Aus verschiedenen Gründen, unter anderem deshalb, weil ich ziemlich erkältet bin, bietet es sich da an, diesen in Ruhe und vermehrt auf meine Terrasse zu verbringen. Ich sitze also auf eben dieser Terrasse und schaue auf die Grünfläche vor meinem Beet. Über mein kleines Beet hinaus, ist die leider überhaupt nicht grün, sondern braun. Ein leichter Wind kommt auf und in der Luft tanzen viele gelbe Blätter. Nanu? Es ist doch erst August?
Ich liebe den Sommer. Ich bin eine furchtbare Frostbeule. Ich fange spätestens im Oktober an zu frieren und höre frühestens im Mai wieder damit auf. Gerade kann ich mich aber trotzdem nicht an den wirklich sehr sommerlichen Temperaturen und den langen Wochen ohne Regen erfreuen. „Ein Sommer, wie er früher einmal war? Ja, mit Sonnenschein von Juni bis September…“ Ohja, das haben wir aktuell. Es hat seit vielen Wochen nicht oder kaum geregnet, dafür haben die Temperaturen wieder einmal alle Rekorde gesprengt. Und die Folgen?
- Rasenflächen, die nicht massiv bewässert wurden, sind braun statt grün. Zugegeben: das mit dem Rasen ist ohnehin überholt, von großen Rasenflächen sollten wir uns überwiegend verabschieden, die Flächen könnten besser genutzt werden.
- Bäume schmeißen ihre Blätter jetzt schon ab. Sie hungern, es fehlt an Wasser. In ihrer Not verzichten sie auf Blattwerk und damit darauf, weitere Nährstoffe zu produzieren, um damit über den Winter zu kommen.
- Flüsse, Bäche und Seen trocknen aus. Das populärste Beispiel ist wohl der Rhein. Die Pegel sinken immer weiter, Schiffahrt ist an vielen Stellen kaum mehr möglich.
- Tiere verdursten. Vögel, kleine Säugetiere und Insekten sind aktuell besonders betroffen. Wo sie keine Wasserstellen finden, haben sie keine Chance. Das trifft gerade Igel und Eichhörnchen. Tipp deshalb: wer kann, sollte eine Schüssel mit Wasser so rausstellen, dass die Tier ran kommen. Für die Insekten am Besten noch ein paar Steine hinein legen und das Wasser auf jeden Fall regelmäßig wechseln.
- Wald- und Flächenbrände. Die ausgetrocknete Vegetation fängt leicht Feuer, ein Funke genügt und die Ausbreitung ist kaum noch einzudämmen.
- Felder und Wiesen vertrocknen, die Ernte wird mager. Was noch geerntet werden kann, hat häufig eine Notreife durchgemacht, ist also vor der Zeit gereift. Das betrifft z.B. Getreide, das durch die Notreife aber sehr viel geringere Erträge erbringt. Die Folgen davon werden wir erst im Winter so richtig spüren.
- Trinkwassermangel droht auch uns. Den Garten bewässern oder den Pool zu befüllen ist ein Luxus, den wir uns so nicht mehr leisten können. Das trifft aktuell nur einige Gegenden, sollten wir aber nicht vernachlässigen.
Das ist erst der Anfang, das muss uns bewusst sein. Das, was wir jetzt erleben, das ist nur der Auftakt. 1,2 Grad Klimaerwärmung bis jetzt und das sind die Folgen, die wir aktuell und hier bei uns sehen und spüren. Das Ziel „nur“ 1,5 Grad, also immer noch heißer als jetzt, können wir jetzt schon kaum noch erreichen. Mindestens 2 Grad, vielleicht auch mehr kommen auf uns zu. In den schlimmsten Szenarien sind Erwärmungen von mehr als 4 Grad vorhanden. Aber auch, wenn es nicht zu den schlimmsten Szenarien kommt: „Ein Sommer, wie er früher einmal war“ – davon werden wir noch träumen. Von Sommern, in denen man sich draußen bewegen konnte, in denen die Natur lebte, es grün und saftig war und das Wetter wechselte zwischen warmen und trockenen Perioden und erfrischendem Regen und kühleren Wochen.
Was ich damit sagen will? Klimawandel, Klimakatastrophe – das ist kein Thema für die Zukunft. Wir können das nicht vertagen und uns später damit beschäftigen, denn es findet jetzt statt und es wird nur schlimmer werden. Wann, wenn nicht JETZT wollen wir mit aller Macht darum kämpfen, dass es zumindest nicht noch deutlich schlimmer wird?