Die Schuldenkrise ist da, und Ihre pure Existenz beherrscht die Medien. Griechenland ist so gut wie pleite, Irland, Spanien… Der Umgang Europas mit der Schuldenkrise wird von vielen Seiten stark kritisiert. Innerhalb Europas, aber auch von außen, wie etwa durch den amerikanischen Präsidenten Obama – der selbst die Staatspleite der USA erst vor kurzem und nach langem und zähem politischen Ringen mit der Teegesellschaft weggetrickst hat.
Da greift Orientierungslosigkeit um sich. Uns geht es ja noch gut, Deutschland ist ja nicht so hoch verschuldet. Oder? Da geht es um Summen für Rettungsschirme. Um den in Not geratenen Staaten zu helfen! Oder? Eigentlich ist es doch Hilfe zur Selbsthilfe. Da helfen wir den verschuldeten Staaten, damit sie ihre Schulden bei uns abbezahlen können. Zum Dank dafür müssen die Staaten beweisen, dass Sie in Zukunft alleine klar kommen können. Dafür müssen sie ihre Ausgaben senken und die Einnahmen steigern, also sehen, dass sie die Steuern erhöhen. Jetzt könnte ein Problem sein, dass Steuern von den Bürgern gezahlt werden, und die zahlen umso mehr und sie kurbeln die eigene Wirtschaft umso mehr an, je mehr Geld sie zur Verfügung haben, was wiederum zu höheren Steuereinnahmen führt. Wenn die jetzt kurzfristig einen größeren Teil ihres Geldes an den Staat abführen müssen, haben sie aber weniger Geld in der Tasche. Kurzfristig spülen sie damit Geld in die Staatskasse, mittelfristig lässt dieses Vorgehen die Wirtschaft lahmen und belastet die Staatskasse. Langfristig…. nun, das kann jeder selbst weiter denken.
Bleiben wir also bei uns. Uns geht es ja prima. So prima, dass wir neben den Planungen für Rettungsschirme in schwindelerregenden Größenordnungen noch Ressourcen haben, um zu planen, wie wir den Banken, die mal wieder in Mitleidenschaft gezogen sind, unter die Arme greifen können. Das Geld ist ja da, im Überfluss, sozusagen. Wen interessieren schon einige Milliarden rauf oder runter, die sparen wir anderweitig wieder ein. Bei den Hartz4-Empfängern etwa, die haben doch gerade erst 5 Euro im Monat mehr bekommen, da kann man jetzt ja wieder etwas zusammen streichen. Außerdem wurde da gerade mit großem zeitlichen Aufwand eine rechtswidrige Berechnungsgrundlage durch eine andere, genauso… lassen wir das.
Der eine oder andere könnte da ins Grübeln kommen, ob und was da so alles mit rechten Dingen zugeht und wie gut die da oben wohl so im Denken und Rechnen sind. Aber bevor wir da selbst zu sehr ins Denken kommen, überraschte uns die nächste Neuigkeit: der Bundestrojaner. Er kann mehr, als er können darf, er wurde häufiger eingesetzt und schon geht es los. Neue Namen und Gesichter rücken in den Mittelpunkt, neue Personen und Beschuldigungen kommen zum Vorschein, und kaum legt sich die erste Aufregung, taucht noch ein neuer Bundestrojaner auf, der noch mehr kann und noch weniger darf.
Da galloppiert die Verunsicherung. Hab ich etwa den Bundestrojaner auf dem Rechner? Hat der Polizeipräsident höchstpersönlich, vielleicht in Gesellschaft eines Richters, mein nächtliches Liebesgeflüster mitgehört und sich darüber amüsiert, dass ich nebenbei Überweisungen getätigt habe? Wer weiß jetzt alles, dass ich überzeugt davon bin ein bisher verkannter Autor zu sein und seit sechs Monaten an Seite 2 meiner geplanten 5-bändigen Romanreihe schreibe? Und wer unternimmt jetzt was? Wieso regen sich die etablierten Parteien so auf und die Piraten wiegeln erstmal ab, bevor sie dann Anzeige erstatten? Da rappelt es innenpolitisch und kurz gerät die Schuldenkrise in den Hintergrund.
Occupy Wall Street erobert nebenher die Welt, ausgehend vom arabischen Frühling, über die Wall Street zieht die Bewegung gegen die Macht der Banken um die Welt, und weil es gerade so schön ins Gesamtbild passt, wird ein guter Teil des Standpunktes (der weniger unbequeme Teil, versteht sich) von den Politikern in das Repertoire eigener Forderungen übernommen. Je mehr Baustellen sich öffnen, desto weniger Wellen schlägt eine einzelne, wer denkt schon noch an die Schuldenkrise, während er gerade mit dem Virenscanner Bundestrojaner jagt oder die Occupy-Bewegung in den Heimatort trägt.