Da lese ich so durch die Mailingliste der Piratenpartei Hannover und plötzlich geht es um den Müll. Um Erhöhung der Müllgebühren, verschiedene Entsorgungsunternehmen und um Mülltonnen oder Müllsäcke. Na, da haben sie mir doch mein Lieblingsthema auf dem Tablett serviert. Groß geworden bin ich mich dem klassischen Mülltonnen-Prinzip: Mülltonne vor dem Haus, und wenn der Mülleimer in der Wohnung voll war, wurde er da hinein ausgeleert. Etliche Umzüge mit immer dieser Vorgehensweise später kam dann der Kulturschock: in der Region Hannover wird der Müll säckeweise abgeholt. Dafür kauft man sich im Supermarkt dafür zertifizierte Müllsäcke (Achtung, gibt es bei den meisten Discountern nicht, nochmal Achtung, der Preis hat es in sich), füllt seinen Müll in diese Säcke und stellt diese dann einmal die Woche vor die Tür, wo sie abgeholt werden. So weit, so gut. Jetzt kosten diese Säcke aber ordentlich geld, um die 10 Euro für 15 Säcke mit 30 Litern Fassungsvermögen. Wobei das zulässige Gesamtgewicht 10 kg beträgt. Schwerere Säcke werden mit einem leuchtend roten Aufkleber stigmatisiert und nicht mitgenommen. Dann heißt es umfüllen und auf zwei Säcke aufteilen….
Das gilt übrigens so nur für den Restmüll und für den Biomüll, für Wertstoffe und Papier gibt es kostenlose Säcke. Inzwischen gibt es für beides sogar Tonnen. Eine blaue Tonne für Altpapier kann man sich, freiwillig, vor die Tür stellen und eine gelbe Tonne für Wertstoffe. Schwarze und braune oder grüne Tonnen für Restmüll und Biomüll gibt es dagegen nicht. Biomüll ist natürlich auch überflüssig, wer keinen Komposthaufen hat, der für die Pauschalentsorgung von Essensresten und Kartoffelschalen geeignet ist, ist selbst schuld. Wertstoffe und Papier kann man also in die Tonnen schmeißen, Biomüll kommt auf den Kompost, bleibt der Restmüll. Als Bewohner einer kleinen Etagenwohnung bedeutet das, dass man den Müll eine Woche lang in der Wohnung behält. Das ist in vielen Fällen kein größeres Problem, könnte aber kritisch werden, wenn der Müll am Freitag Morgen abgeholt wird und Freitag Abend überkommt einen das dringende Bedürfnis nach einem halben gegrillten Hahn. Der wird geholt und zu Hause in Ruhe gegessen, die Knochen abgenagt und dann…. muss man es für eine Woche mit den zunehmend gammeliger werdenden Hähnchenresten in der Wohnung aushalten. Selbst das verpacken in mehrere Lagen Plastiktüten hilft nur bedingt bei sommerlichen Temperaturen unter dem Dach, der Kompost fällt bei der Mietwohnung ohne Garten auch aus, wäre auch mehr ein Tipp, wenn einem die Nachbarschaft nicht so zusagt: das wäre ein Festmahl für Ratten! Ich muss den Müll in solchen Fällen unter Verschluss halten, denn je belästigter sich meine Nase fühlt, desto angezogener wird mein Hund von den Gerüchen. Da kommt Freude auf, irgendwann zählt man die Stunden bis zur nächsten Müllabfuhr und wenn der stinkende Kram dann weg ist, zählt vor allem eins: Jetzt bloß keine Hähnchen Gelüste bis, sagen wir, einen Tag vor dem Abholtermin. Und dann bloß nicht verschlafen, sonst gibt es sieben Tage Verlängerung mit dem stinkenden Müll.
Kleine Anekdote am Rande mit den so praktischen Müllsäcken: neulich hing ich hinter dem Müllauto fest, dass sich im Schritttempo durch die Straßen wälzte. Der Entsorgungsfachmann hinten dran griff sich einen gefüllten Restmüllsack und beförderte ihn mit geübtem Schwung auf den Wagen. So genau hatte er aber nicht hingeschaut, der Sack blieb an der unteren Kante der Einwurföffnung kurz hängen und platze auf – ist halt nur dünnes Plastik. Hinter dem langsam rollenden Müllwagen ergoss sich eine Mischung aus verschmutzter Kleintierstreu und Küchenabfällen auf die Straße und hinterließ eine meterlange Spur, die vom Entsorger während der Fahrt kurz und mäßig interessiert betrachtet wurde…