„Ist das der Beruf, den Sie sich immer gewünscht haben?“ Fragte mich ein Kunde gestern, als ich in meinem Hauptberuf gerade seiner Frau zu schönen Füßen verhelfen wollte. Wahrheitsgemäß habe ich geantwortet „Nein, das ist er nicht, das hat sich so ergeben“. Und so ist es. Fußpflege und Kosmetik, das war nicht geplant, das kam im Laufe der Zeit. Was ich allerdings schon früh wusste, war, dich ich mich gerne selbständig machen wollte. Auslöser dafür war zum einen die typische Vorstellung von freier Zeiteinteilung und der Möglichkeit, mein Einkommen selbst zu bestimmen, zum anderen aber auch, dass ich schon früh mit Mobbing in Berührung gekommen bin und in dieser Situation keinerlei Rückhalt bei meinen damaligen Chefs gefunden habe. Da schien die Selbständigkeit wie eine Erlösung! Aus dieser Situation heraus habe ich mich damals auch Selbständig gemacht. Das war gut und es lief damals auch richtig gut. Später kam dann mal eine Phase, in der ich mich wieder in ein Angestelltenverhältnis gesehnt habe und einen Bürojob angenommen habe. Dort hatte ich sehr liebe, nette Kollegen, die auch der Grund warum, warum ich es über ein Jahr dort ausgehalten habe – obwohl der cholerische und unbeherrschte Chef direkt neben mir schon in der ersten Woche ein Grund zum Weglaufen gewesen wäre.
Selbständig zu sein war also immer mein Traum. Angefangen habe ich mit Webdesign und da hat es auch noch in etwa geklappt mit der freien Zeiteinteilung. Wenn ich allerdings bei Agenturen als Freelancer gearbeitet habe, war es damit schon wieder vorbei, aber das war immer nur ein Teil der Zeit (ein gut bezahlter noch dazu). Die Probleme fingen an, als ich das nicht mehr alleine gemacht habe, sondern mit meinem damaligen Partner zusammen gearbeitet habe. Zweimal habe ich das gemacht und zweimal habe ich mir dabei eine blutige Nase geholt und viel Geld verloren, wenn ich jetzt Geschichten von Frauen höre, die sich mit ihrem Partner selbständig machen wollen, rollen sich mir die Zehennägel hoch. „Finger weg!“ kann ich nur sagen.
Auch das mit der freien Zeiteinteilung klappt jetzt nur noch so mässig. Natürlich kann ich mir nach Bedarf Zeiten frei halten – ich muss es nur rechtzeitig vorher wissen. Kurzfristig ist es schwierig, ohne Kunden vor den Kopf zu stoßen und vielleicht zu verlieren. Meistens richtet sich meine freie Zeiteinteilung dann doch nach den Wünschen meiner Kunden.
Aber auch mit Angestellten in meinem jetzigen Bereich ist es nicht so einfach. Da müssen Krankheitsausfälle irgendwie ausgeglichen werden, unterschiedliche Arbeitsauffassungen prallen aufeinander und es erweist sich als schwierig jemanden zu finden, mit dem man auf einer Wellenlänge liegt. Da heißt es die Balance finden, oder man bleibt bei der One-Woman-Show.
Trotzdem bleibt mir als Fazit: doch Selbständigkeit ist toll! Sie hat viele, viele Nachteile: die große Verantwortung, es ist nicht am 1. pünktlich das Geld auf dem Konto und man weiß jeden Monat, womit man rechnen kann, es gibt keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und keinen bezahlten Urlaub, niemanden, der die Verantwortung übernimmt, wenn man selbst ausfällt. Dafür hat man jeden Tag die Freiheit, sich selbst zu entscheiden. Kein Chef vor der Nase und wenn es mit Kunden gar nicht geht, beendet man freundlich die Geschäftsbeziehung, ohne jemandem dafür Rechenschaft schuldig zu sein. Doch, ich liebe das, trotz aller Nachteile, die die Selbständigkeit definitiv hat!