Da fing der Tag ja gut an. Viertel vor neun treffe ich am Geschäft ein, ist schon ein bisschen spät, der erste Kunde kommt ja schon um neun und vorher muss ja noch einiges hergerichtet werden. Aber das klappt schon noch, dachte ich. Allerdings nur so lange, bis ich die Tür zu meinem Arbeitsraum öffnete: Der Fußboden stand völlig unter Wasser. Mein erster Blick ging zur Decke, durch die war vor ein paar Jahren schon einmal ordentlich Wasser gekommen, aber die strahlte in unschuldigem weiß. Ein Blick in Spüle und Waschbecken brachte die unappetitliche Erkenntnis, dass das Wasser offenbar durch den Abfluss zurück gedrückt worden war. Von da aus hatte es sich flächendeckend im Fußpflegeraum verteilt. Ganz große Klasse, viel schneller kann man nicht wach werden.
Also auf zum Vermieter, der hat sein Büro zum Glück nebenan. Inzwischen war es nur noch sieben Minuten vor neun. Der Kunde musste auch gleich vor der Tür stehen. Der Vermieter guckte etwas konsterniert, versprach aber gleich gucken zu kommen. Ich hab inzwischen angefangen zu improvisieren: Fußpflege heute in der Kosmetik-Kabine, dafür schnell die wichtigsten Sachen rüber geholt (dabei natürlich immer patsch-patsch durch das Wasser….), den Vermieter reingelassen zum gucken den völlig überrumpelten Kunden mit der Übergangslösung vertraut gemacht und auf den Stuhl befördert, dann ging es los. Immerhin: schneller geht es nicht. Kurz nach halb zehn hatte der Kunde ordentliche, frisch gepflegte Füße und der Rohrreinigungsdienst tauchte auf. Die nächsten beiden Kunden waren dann quasi live dabei während Rohrreiniger und Vermieter das Wasserproblem in den Griff zu kriegen versuchten, während sie in der Kosmetik-Kabine auf dem Stuhl und ich in der aus Platzgründen offenen Tür zum Flur auf meinem Stühlchen saß. Fußpflege zwische Tür und Angel – im wahrsten Sinne! Die Kunden hatten so praktisch freien Blick auf Chaos und Handwerkerfleiß, ich hatte das Chaos im Rücken und die Kunden vor mir. Aber beide Kundinnen waren sehr nett und verständnisvoll und fanden es gar nicht schlimm, dass die Fußpflege heute etwas improvisiert statt fand. Glücklicherweise auch beides Stammkundinnen, mit neuen Kunden kann man so etwas nicht machen.
Das nächste große Lob gilt Vermieter und Rohrreiniger: um kurz vor neun habe ich meinen Vermieter benachrichtigt, kurz nach halb zehn war der Rohrreiniger da und mit vereinten Kräften waren um 11 Uhr die Arbeiten beendet und ich konnte anfangen zu putzen. Um 12 Uhr war alles wieder sauber, nur der Geruch bleibt, es riecht eben ein wenig feucht und nach Abfluss. Jetzt geht es gleich wieder rüber ins Geschäft und ich hoffe, dass der Geruch nun auch weg ist – drückt mir die Daumen.
Achja, der Grund für die Verstopfung: ein fettes Büschel Haare inklusive Haargummi konnte zu Tage gefördert werden. Tja, wer weiß, Haare landen bei mir jedenfalls nicht im Ausguss, und auch die Zehennägel landen im Müll, nicht im Abfluß.