Die Gültigkeit der aufgestellten Landesliste der niedersächsischen Piraten wackelt und kippelt, die Nerven von Kandidaten und Basispiraten liegen blank und der Frust entlädt sich häufig in gegenseitigen Beschimpfungen und verbalen Entgleisungen. Da pflaumt einer den anderen an und häufig geht es auch unter die Gürtellinie. Manch einer ist da frustriert: das unterscheidet sich wenig von den Machtkämpfen, die es in jeder Partei gibt. Das ist gar nicht so falsch. Auch bei den Piraten sind die Mitglieder eben immer nur Menschen deren Gefühle und Enttäuschungen sich irgendwann Luft machen. Schon der grüne Joschka stellte damals fest, dass die Mitgliedschaft in einer bestimmten Partei keine besseren Menschen hervorbringt. Das müssen auch die Piraten akzeptieren. Bei aller Suche nach einem neuen Politikstil und bei aller Basisdemokratie: wir bleiben Menschen und wo viele Menschen aufeinander treffen, gibt es Streit und Probleme.
Na prima, und was unterscheidet die Piraten dann von der etablierten Parteienlandschaft? Was ich bei den Piraten immer bewundert habe, ist der Ansatz, das genau so anzunehmen: die Mitglieder sind Menschen mit allen ihren Fehlern. Shitstorm per Twitter? Ja, gibt es, ist nicht schön, aber es ist so. Dabei gibt es sowas ja nicht nur bei uns, sondern bei allen Parteien, nur nicht immer so öffentlich. Die Piraten gehen viel offensiver damit um. Die Medien machen sich gerne mal lustig über sonderbare Auswüchse wie die Kuschelpiraten und das Bällebad der AG Flausch, dabei sind diese Dinge letztlich nur Ausdruck der Tatsache, dass die Piraten Menschen mit ihren Schwächen annehmen: ein erfolgloser Kandidat oder Antragsteller braucht Trost und Zuspruch. Bei der FDP würde er jetzt wohl seinen Therapeuten anrufen, bei den Piraten lässt er sich vom nächsten Kuschelpiraten mal liebevoll umarmen und durchknuddeln. Enge und Druck eines Parteitages bedingen Stress und Anspannung. Bei der CDU könnte man dagegen ein Medikament gegen Magengeschwüre einnehmen, bei den Piraten löst ein Sprung ins Bällebad die Anspannung.
Die Piraten sind albern und kindisch? Ja, ganz bestimmt, und ich hoffe, das ändert sich so schnell nicht. Das ist eine Facette normalen, menschlichen Verhaltens, die wir mit annehmen müssen. Die Piraten sind eine Spaßpartei? Ja, bestimmt, das ist nämlich die Partei, mit der Politik Spaß macht – nicht immer, aber immer dann, wenn man sich darauf einlässt.