PEGICA

Weihnachten ist gerade so vorbei. Wie jeden Montag werden vermutlich auch heute wieder dumme Menschen für eine „PEGIDA“-Demonstration auf die Straße gehen. „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“.

Die Islamisierung also. Soso. Gegen Fakten ist die „Bewegung“ immun, es hilft also nichts, den dumpfen PEGIDA-Jüngern zu erklären, dass von einer Islamisierung nichts zu sehen ist und Zuwanderung das Sozialsystem ent- und nicht belastet. Sie schüren einfach Fremdenhass und Angst vor Neuem, Anderem, Fremdem. Schlimmer noch: Sie vermitteln das Gefühl, dass der latente Fremdenhass „Das wird man ja wohl sagen dürfen“ salonfähig ist, dass er in Ordnung ist und akzeptiert wird und argumentieren dabei mit unbewiesenen Dunkelziffern. Sie bedienen sich der Ängste der Menschen und geben Ihnen ein Ziel: Angehörige einer anderen Religion sind schuld. Kommt uns das nicht irgendwoher bekannt vor?

Gerade erst haben wir uns alle wieder an die Weihnachtsgeschichte erinnert. Die Geschichte über zwei junge Leute, die nicht freiwillig, sondern weil sie es müssen, in einer fremden Stadt eine Bleibe suchen, an Türen klopfen und überall abgewiesen werden, so dass Maria letztendlich Gottes Sohn in einem Stall zur Welt bringt. Christliche Empörung inbegriffen: diese dummen Menschen, die der hilfesuchenden Mutter Gottes ein Dach über dem Kopf verwehren…

PEGIDA beruft sich ja auf das Abendland, ein christliches Abendland (im Gegensatz zur Islamisierung usw.). Eigentlich könnten Sie deshalb auch PEGICA heißen – Patriotische Europäer Gegen die Islamisierung des Christlichen Abendlandes – dann würde wenigstens auch der zweite überflüssige Artikel wegfallen (PEGIDA – Patriotische Europäer Gegen die Islamisierung Des Abendlandes – Hauptsache, es klingt griffig). Beriefe man sich aber zu stark auf das Christentum, müsste man ja einsehen, dass Mitgefühl und bedingungslose Hilfe grundlegende christliche Werte sind, ohne Ansehen der Person (wir denken kurz an Maria Magdalena…). PEGIDA dagegen gönnt Flüchtlingen und Zuwanderern eigentlich nicht einmal die Unterkunft im Stall. Von christlicher Nächstenliebe völlig unberührt argumentieren sie unbelastet von Tatsachen mit „das wird man ja wohl mal sagen dürfen“.

Die Politik reagiert auf PEGIDA, irgendwie. Die Rede ist, auch in den Medien, von „diffusen Ängsten“, man müsse die Ängste der Menschen ernst nehmen, heißt es, den Diskurs mit den Menschen suchen, es sind ja keine oder zumindest nicht alle Nazis. Stimmt, zumindest nicht offen. Brechen wir es runter: fremdenfeindliche und teilweise auch antisemitische Äußerungen, Hetze gegen „Systempresse“ usw. – am Ende sind es doch Nazis. Da kann und darf es keinen Diskurs geben, da heißt es nur klar machen, dass für diese Denkweise hier kein Platz ist und niemals wieder Platz sein wird.

„Wir sind das Volk“, rufen die PEGIDA-Demonstranten inzwischen.
„Wir sind das Volk“? Einen Dreck seid Ihr!

Kleine Schwester der PEGIDA-Demos ist übrigens die „Demo für alle“, die auch bereits in etlichen deutschen Städten stattfand und von der das Bild oben stammt. Da ging es mal nicht gegen böse Islamisten, da waren die bösen Homosexuellen das Ziel. „Gegen die Frühsexualisierung unserer Kinder“. Völlig gegen die tatsächliche Erlebenswelt wird hier mit einem spießbürgerlichen Familienbild „Vater, Mutter, Kind(er)“ argumentiert, das so tatsächlich häufig gar nicht mehr existiert und mit absurdester Argumentation dagegen demonstriert, dass man Kindern vermitteln könnte, dass jede Familienform normal und in Ordnung ist, solange sie von Liebe und Verständnis geprägt ist. Mittels Beschwörung eines Heile-Welt-Familienbildes wird hier eine Weltsicht gesellschaftsfähig gemacht, die im schlechtesten Sinne rückwärtsgewandt ist. Dieser bürgerlich verbrämte, rosa überzuckerte latente Faschismus macht mir Angst.

Auch das Familienbild der Nazis war so sauber, rosig und idealisiert…

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